Der Oktober ist ja für Raubfischangler DER Angelmonat schlechthin. Jedenfalls freu ich mich jedes Jahr wie Bolle auf nächtliche Ansitze, mit heißer Suppe oder Tee.
In der Regel bin ich ja auch im kalten Wonnemonat erfolgreich, nur in diesem Jahr war das alles irgendwie anders als sonst. Zwar auch erfolgreich, aber eben....anders.
Erstes Oktoberwochenende. Ansitz in Krummesse. Kleinfisch in Massen vorhanden. Bisse auf Köderfisch? Jede Menge....nur leider nicht von den erhofften Zandern, sondern von Wollhandkrabben.
Dieses Mal kappen mir die Biester tatsächlich die Vorfächer, das hatte ich bisher nie, bisher hatten die sich damit begnügt, die Köderfische zu filetieren. Oder aber, was sie auch sehr gerne und mit wachsender Begeisterung veranstalten: Einfach mal an KöFi ziehen. Und noch einmal, und dann festhalten. Für den Angler sieht es tatsächlich wie ein Biss aus, nur mit der Ausnahme, das die Pose dann stillsteht und der Angler sich fragt, was er machen soll. Echt lustig.
Ich jedenfalls ziehe in solchen Fällen ganz ganz langsam den Köder zu mir heran. Die Krabbe kommt nachgekrochen, und wenn man wirklich gaaanz langsam den Köfi aus dem Wasser hebt schafft man es manchmal, eines von den Biestern an's Ufer zu befördern und Krabbengehacktes draus zu machen. Nur , um die eigenen Rachegelüste zu stillen.
Meist aber lässt das Vieh kurz vor der Wasseroberfläche los und man erhascht nur noch einen kurzen Blick auf dieses Diebesgesindel.
Im August hatte mir schon mal ne Krabbe die Schnur gekappt, oberhalb des Vorfachs, was zur Folge hatte, das meine frisch gekaufte Pose auf der Wasseroberfläche schwamm. Das Wasser war jedoch warm genug, um hineinzuspringen und meine Pose zu retten.
Nach drei oder vier Stunden Kampf mit den Krabben gab ich auf und verzog mich in mein Angelmobil.
Zweites Oktoberwochenende:
War ein Abklatsch vom ersten, nur mit dem Unterschied, das ich in Büssau zugange war und obendrein auch noch ständig am Hin- und herflitzen.
Am Nachmittag hatte ich meine Angelstelle von losem Schilf gesäubert, was da auf der Wasseroberfläche schwamm. Ich benutze dazu meine Stellfischrutenständer. Diese haben zwei Drahthaken, in die die Rute gesteckt wird. Eignen sich aber auch hervorragend, um Gras, Schilf, Hundeleinen mit dranhängendem Hund (!)* und ähnliches aus dem Wasser zu ziehen und so den Angelplatz überhaupt erst mal befischbar zu machen.
Aber ich machte die Rechnung ohne Wind und Wetter, und vor allem ohne die unzähligen "Schilfinseln", die diesmal in Massen auf dem Kanal trieben und stets, ohne Ausnahme, Kurs auf meine Angelschnüre nahmen. Ich beschrieb das ja schon mal in einem meiner früheren Beiträge.
Bert's Erklärung, das dies ein rein physikalisches Phänomen sei (Angelschnüre seien positiv,Schilfinseln negativ geladen und zögen sich somit an) schoß mir natürlich an diesem Abend in den Kopf. Aber ich verwarf diesen Gedanken in das Reich der Mythen und Legenden.
Wo kommt bloß all dieses Schilf her?? Mäht da jemand das Ufer und schmeißt den Krempel dann in's Wasser? Nur, um uns Angler zu ärgern?
Drittes Wochenende:
Wieder in Büssau. Meine Köderfische auf Zander haben das Format, das so manch einer zum Hechtangeln verwendet. Kleinere hab ich nicht gefangen, und in den vergangenen Jahren machte ich jka auch immer wieder die Erfahrung, daß auch kleine Zander nicht vor Beutefischen zurückschrecken die nur ein klein wenig kleiner sind als sie selbst. Was soll ich sagen: genau diese Erfahrung machte ich wieder. Ein Zanderchen von vielleicht 25 cm wollte allen Ernstes das 20er Rotauge verschlingen. Aber immerhin! Zielfisch gefangen!
Eine dreiviertelstunde später: Die Pose tippelt und zuckt. Das Spielchen kenn ich schon. Aber dann segelt sie plötzlich davon! Nun, das kann alles Mögliche sein, hier in der Reihenfolge der Wahrscheinlichkeiten:
1. Wollhandkrabbe
2. Miniwels
3. Schilfinsel mit Außenbordmotor
4. Minizander
5. maßiger Zander
"Erst mal anschlagen, bevor Du weiterspinnst" denke ich und tue meine Pflicht. Es zappelt an der Rute. "Gott sei dank, ein Fisch" denke ich bei mir. "aber nix Großes". Ich konnte ihn einfach herankurbeln und sehe im Schein meiner Kopflampe dann doch etwas, was mich zum Kescher greifen ließ: Ein gewaltiger Aal hatte den Köderfisch geschnappt, und als ich ihn anleuchtete fing er dann doch an wild zu toben, schwimmt Richtung Spundwand, Richtung Schilf. Dort darf er auf keinen Fall hin!!Also halte ich dagegen, ziehe und zerre, gleichzeitig versuche ich meinen Kescher einzusetzen.
Für Angelneu- und Lehrlinge: Üblicherweise läuft der Drill eines Fisches folgendermaßen ab: Man lässt den Fisch ein wenig toben, kurbelt ein. Dann lässt man ihn ein wenig toben, kurbelt weiter.Irgendwann ist der Fisch dann so abgekämpft, das man den Kescher unter Wasser taucht und den Fisch über den Kescher führt. Merke: DER FISCH WIRD ÜBER DEN KESCHER GEFÜHRT.
Mitunter ist es sogar so, das der Fisch etwas kräftiger ist und Schnur von der Rolle, deren Bremse hoffentlich gut eingestellt ist, zieht. Dann muss man als Angler die Nerven bewahren und darf AUF KEINEN FALL kurbeln! Erst, wenn der Fisch sich versucht auszuruhen und keine Schnur mehr nimmt, kurbelt man wieder. Ansonsten siehe oben.Diese Technik funktioniert bei jedem Fisch mit Ausnahme des Aals.
Beim zweiten Versuch wähnte ich den Aal wieder über dem Netz. Schnell das Netz anheben! Aber der Aal schaffte es wieder,sich daraus zu befreien.
Erst beim dritten Mal klappte es: Ein Aal , dick wie mein Unterarm und mit Sicherheit über einem Meter Länge lag vor meinen Füßen. Der Haken steckte sauber im Oberkiefer. Ein Glück,denn dann kann ich den Haken entfernen und den Aal wieder auf seine Reise schicken.
Es war der größte Aal, den ich bisher gefangen hatte, aber ich hatte mir schon vor Jahren gesagt, daß ich nicht mehr gezielt auf Aal angeln werde (obwohl ich gerne Aal gegessen hatte), und sollte ein Aal beim Zanderangeln an den Haken gehen, dann nehme ich den nur mit, wenn der Haken geschluckt wurde. Dieser Aal war blank und schon glubschäugig, der soll gefälligst zurück in die Sargassosee!
Vorgestern, gestern und heute, also sozusagen 4. Oktoberwochenende:
Ich hab Urlaub.Ich hab in diesem Jahr erst einen (1) maßigen Zander gefangen, und irgendwie nagt das an meinem anglerischen Stolz.
Vorgestern, Büssau: Köderfische gestippt. Minizander gefangen, davon mehrere. Angeln eingestellt.
Gestern, Krummesse: Köderfische gefangen, so kleine Dingerchen, nicht länger als mein Mittelfinger.
"Man , sind die klein" motzte ich.
"Du hast auch immer etwas zu meckern. Mal sind dir die KöFis zu klein, mal zu groß, mal ist es nicht die richtige Sorte..." sagte meine Frau, die diesmal mit von der Partie war.
Naja. Man muss halt mit dem Material angeln, was zur Verfügung steht.
Ich angel von 17 bis 20 Uhr, dann wird es mir zu kalt und ich verzieh mich in den Bus. Nehme mir vor die Angeln am nächsten morgen nach Sonnenaufgang wieder aufzubauen. Die restlichen Köderfischchen töte ich waidgerecht, deponier sie in den Eimer (ohne Wasser) und lagere das Ganze unter dem Fahrzeug. Es sollte 3 Grad "warm" sein heut nacht....
Am nächsten Morgen um halb acht: Auf dem Kanal wabert Nebel, die Sonne scheint ein rotgoldenes Licht, auf dem Grün am Ufer liegt wie Puderzucker der Reif. Vom Ahorn am anderen Kanalufer rieseln die rot-goldenen Blätter herab . Eine Schule Ukelei schwimmt vorbei und hinterlässt an der Oberfläche viele kleine Ringe. Romantisch sieht es ja aus, denke ich bei mir; und neben und unter dem Futterfisch schwimmen die Räuber. Wie in Afrika die Löwen die Gnu- und Zebraherden begleiten, so begleiten unter Wasser die Zander ihre Futterfische! Theoretisch...
Ich baue meine Angeln also wieder auf, die Köderfischchen lasse ich diesmal etwa einen halben Meter über dem Grund schweben in der Hoffnung, so den Wollhandkrabben zu entkommen. Ein Zander würde sich den Köfi auch über dem Grund schnappen!
Um neun Uhr, mittlerweile ist auch meine Frau aufgewacht, fange ich an einzupacken. Die erste Rute hatte ich schon zerlegt und war damit beschäftigt, sie in den Rutenkoffer zu packen. "Biss!" sagte meine Frau und wies auf's Wasser. Ich drehte mich um , sah wie die Pose davonsegelte; der Freilauf meiner Rolle sang sein allerschönstes Lied!
Ich schlug an. Ja, das war definitiv Fisch! "Ist nix großes" sagte ich ein wenig enttäuscht und dachte an einen kleinen Zander vielleicht.
Der kleine Zander entpuppte sich als 33er Barsch, der sich das Rotauge einverleibte!
Endlich wieder etwas, was man essen kann!!!
Und wo ein Barsch ist, beissen auch noch andere....
Zwischen 9 und 11 fing ich noch 3 weitere Barsche dieser Größe. Danach kamen zwei kleine Zander dieser Größe, worauf ich dann wieder das Angeln einstellte; denn die kleinen Zander wollte ich nicht verangeln, jetzt, da ich wusste das sie am Platze waren.
4 schöne Barsche, das ist doch wahrlich eine königliche Mahlzeit. Und es war für mich auch noch eine Premiere: Es war in der Tat das erste Mal, daß ich Barsche auf totem Köderfisch fing!
In der Küche untersuchte ich den Mageninhalt der Räuberbande. Fische waren nicht darin. Aber alle Barsche hatten Wasserschnecken (mit Gehäuse) im Magen. Interessant.
Mal sehen. Morgen ist ja Halloween, und ich denke, ich werde es morgen noch einmal auf Zander versuchen. Immerhin hatte ich vor einigen Jahren ja an Halloween auch solch einen Räuber verhaften können.
Ich wünsch Euch allen ein fröhliches &erfolgreiches Halloween. Oder Reformationstag ;-) Auch merkwürdig, das beides auf den gleichen Tag fällt.
* dem Hund geht es gut. Er war mit Leine in's Wasser geflitzt, die sich in der Spundwand verfangen hatte. Sein Frauchen war sehr erleichtert, das es Angler gibt.
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